Ästhetische Eigenzeiten – Zeit und Darstellung in der polychronen Moderne

Synchronisierung körperlicher Eigenzeiten und choreographische Ästhetik

Gabriele Brandstetter (FU Berlin)

Teilprojekte Phase: 1. 2.

Synchronisierung körperlicher Eigenzeiten und choreographische Ästhetik

Laufzeit

  1. April 2014–13. Oktober 2017

Beschreibung

Das Projekt hat die Beziehungen zwischen Zeit, Rhythmus und Körper am Beispiel von somatischen Praktiken und zeitgenössischen Tanz-Ästhetiken untersucht. Analysiert wurde, wie die Zeit-Formierung des Tänzerkörpers in Training, Proben und Aufführungen die Repräsentationen von Zeit in Choreographien beeinflusst und im Gegenzug davon beeinflusst wird. Die Hypothese lautete, dass sowohl diejenigen Prozesse, die den Körpern von Tanzenden Form geben, als auch choreographische Formen auf Synchronisierung basieren – darunter verstehen wir eine wechselseitige, vorübergehende und lose Abstimmung zwischen rhythmisch strukturierten Eigenzeiten. In welchem Zusammenhang stehen Dynamiken von Synchronisierung, Tanztechniken und ästhetische Form-Konzepte im Tanz?

Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Mikrosynchronisierung von Körper-Subsystemen in den sogenannten Somatics wie Feldenkrais, Body-Mind Centering, Alexander- und Klein-Technik, Ideokinesis usw. Wie wirken diese Techniken sich auf künstlerische Arbeitsweisen aus? Und in welchem Maße sind andererseits die Somatics seit ihrer Einführung in den 1970er Jahren geprägt durch künstlerische Programme und Ideale beziehungsweise durch deren historische, kulturelle und soziale Bedingtheiten?

Ein zweiter Schwerpunkt befasste sich mit der Verknüpfung von Mikro- und Makrosynchronisierung und behandelte kollektive Dynamiken, die aus den wechselseitigen Affizierungen tanzender Körper hervorgehen. Auf welche Weise sind ästhetische und politische Konzepte von Kollektivität informiert durch unsere körpertechnischen Fähigkeiten, Bewegungen zu synchronisieren (oder bewusst zu desynchronisieren)? In welchem Maße sind umgekehrt Tanz- und Performancetechniken bedingt durch Begriffe und (Wert-)Vorstellungen von Zeit, die bestimmte Formen von Gleich- und Vielzeitigkeit privilegieren, andere zurückweisen oder abwerten?

Projektleiterin

Prof. Dr. Gabriele Brandstetter (Freie Universität Berlin)

MitarbeiterInnen

PD Dr. Kai van Eikels (Freie Universität Berlin)
Anne Schuh (Freie Universität Berlin)