Ästhetische Eigenzeiten heute: Gegenwart, Gegenwärtigkeit, Vergegenwärtigung. Vierte Jahrestagung des DFG-Schwerpunktprogramms 1688
ICI Berlin, Christinenstr. 18-19, Haus 8, 10119 Berlin
13. Juni 2018, 17:30 Uhr – 15. Juni 2018, 20:00 Uhr
Die Gegenwart steht nicht mehr länger bruchlos zur Verfügung. Bildete die Rede von der ›Gegenwartskunst‹ seit den 1960er Jahren ein brauchbares Vehikel, um die Ideologie der Moderne und die damit verbundene Idee von Fortschritt abzulösen, wird diese Herrschaft der Gegenwart nun ebenfalls zunehmend infrage gestellt, indem suggeriert wird, dass an die Stelle der Bewahrung der Gegenwart vor den falschen Versprechen der Zukunft längst ein von technischen Dispositiven instituiertes ›eternal present‹ getreten sei. Nicht nur ist zu beobachten, dass die Historisierung des Konzepts ›Gegenwart‹ vorangetrieben wird. In Anbetracht der medialen, technologischen, ökonomischen und nicht zuletzt politischen Umbrüche wird mehr und mehr auch das ›Ende der Gegenwart‹ als einer uns vertrauten Zeit ausgerufen, die mithilfe tradierter Semantiken gedeutet und stabilisiert werden kann, und mit Blick auf die Künste das Ende der ›zeitgenössischen Kunst‹ und die Orientierung hin auf eine ›künftige Kunst‹ gefordert. An die Stelle des ›Angriffs der Gegenwart auf die übrige Zeit‹ (Kluge) scheint ein ›Angriff der übrigen Zeit auf die Gegenwart‹ getreten zu sein, ohne dass deshalb feststünde, was das alles sein könnte: ›übrige Zeit‹.
Die in Kooperation mit dem ICI Berlin veranstaltete Tagung »Ästhetische Eigenzeiten heute: Gegenwart, Gegenwärtigkeit, Vergegenwärtigung«, die als vierte Jahrestagung des SPP 1688 vom 13. bis 15. Juni 2018 in Berlin stattfindet, will die Frage nach der Gegenwart vor allem im Hinblick auf die eigene ›Gegenwart‹ stellen.
Neben dem Begriff der Gegenwart sollen hierfür auch die benachbarten Phänomene von Gegenwärtigkeit und Vergegenwärtigung behandelt werden. Dabei soll ›Gegenwärtigkeit‹ gleichsam einen Modus eines subjektiven oder kollektiven ›In-der-Gegenwart-Seins‹ bezeichnen, ›Vergegenwärtigung‹ hingegen stärker auf die Medien, Techniken und Handlungen verweisen, durch die Gegenwart jeweils produziert wird. ›Gegenwart‹, ›Gegenwärtigkeit‹ und ›Vergegenwärtigung‹ sollen dabei weniger als Phänomene einer räumlich gedachten Anwesenheit, sondern als zeitliche Phänomene untersucht werden: als Phänomene, die polychronal sind, die ein Streben nach Dauer und Ewigkeit mit Kürze und Flüchtigkeit verschränken und sich ebenso durch die Hypostasierung des ›Jetzt‹ wie durch die Sehnsucht nach dem ›Gerade-Eben‹ und das Versprechen auf das ›Jetzt-Gleich‹ auszeichnen können; als Phänomene aber auch, die sich als Ergebnisse spezifischer zeitlicher Konfigurationen und Regime auffassen lassen, die selbst wiederum bestimmte Zeiten und Eigenzeiten ausprägen und nicht zuletzt Verständigungen darüber strukturieren, was die Zeit ›gerade eben jetzt‹ auszeichnet.
Mit Beiträgen von Mieke Bal, Iris Därmann, Christiane Frey, Boris Groys, Johannes Lehmann, Maria Muhle, Johannes Paul Raether und Christine Ross.
InteressentInnen sind herzlich zur Tagung eingeladen. Aufgrund des beschränkten Platzangebots möchten wir aber darum bitten, dass InteressentInnen – sofern sie nicht Mitglieder des SPP sind – sich für das Programm am 13. Juni hier registrieren.