Workshop: Materialität und Sozialität in der Erfahrung von Zeit
Jena
25. Oktober 2018, 12:45 Uhr – 26. Oktober 2018, 13:15 Uhr
Veranstaltungsort: Imaginata, Löbstedter Straße 67, 07749 Jena
Zeit ist unsichtbar und flüchtig, und doch nehmen wir sie mit jedem Tages- und Jahreszeitenwechsel, jedem Warten an der Ampel und jedem Blick auf die Uhr mit unseren Sinnen wahr. Zeit wird subjektiv empfunden und ist doch etwas, das wir ständig mit anderen aushandeln und abstimmen. Wie bestimmen sinnliche Wahrnehmungen und soziale Gefüge unsere gesellschaftliche Erfahrung von Zeit? Wie prägen materielle Dinge in ihrer Eigenlogik und Eigenzeitlichkeit die Zeitordnungen von Gesellschaften, in denen diese Dinge als Zeitsymbole, Orientierungspunkte und Rhythmusgeber gebraucht werden? Welche Folgen hat die Veränderung der Dingwelt im Zuge von Modernisierungsprozessen für die gesellschaftliche Erfahrung von Zeit? Und was hat es mit den Dingen der Kunst auf sich, in denen sinnliche Erfahrungen und Zeitprozesse bewusst modelliert und dadurch selbstreflexiv werden?
Der Workshop untersucht die konstitutive Rolle der Dinge für die gesellschaftliche Erfahrung von Zeit aus dem Blickwinkel von Sozial-, Zeit- und Dingtheorien. Neben wissenschaftlichen Vorträgen aus verschiedenen Fachbereichen steht ein Abendgespräch: „Verstummen die Dinge? Weltverlust und politische Krise“ auf dem Programm. Der Soziologe Hartmut Rosa, die Literaturwissenschaftlerin Dorothee Kimmich und der Initiator der Imaginata, Peter Fauser, werden am Donnerstagabend die Frage diskutieren, ob und wie unser verändertes Verhältnis zu Dingen ein Schlüssel zu den aktuellen politischen und sozialen Verwerfungen der Gegenwart sein könnte.
Sowohl der Workshop als auch das Abendgespräch sind öffentlich und können frei besucht werden. Für die Teilnahme am Workshop freuen wir uns jedoch über Voranmeldungen per E-Mail an: workshop.zeiterfahrung@gmx.de. Angemeldeten Teilnehmern bieten wir die Möglichkeit, mit einem kostenfreien Taxi-Shuttle zur Imaginata zu gelangen.
Programm
Donnerstag, 25. Oktober 2018
12:45–13:15
Begrüßung und Einführung
13:15–14:00
Henning Laux: Disruptive Technologien: Zur Transformation gesellschaftlicher Zeitordnungen
14:00–14:30
Kaffeepause
14:30–15:15
Ekkehard Knopke: Objektivationen, Sozialität und kommunikative Zeit
15:15–16:00
Robert Seyfert: Symbiosen der Zeit
16:00–16:30
Kaffeepause
16:30–17:15 Hanna Katharina Göbel: Wie werden Gebäude in der Zeit erfahren? Zur Soziologie der Ruinenästhetik
17:30–18:45
Führung durch den Stationenpark der Imaginata
18:45–19:45
Abendessen
20:00–21:30
Abendgespräch: „Verstummen die Dinge? Weltverlust und politische Krise“ mit Hartmut Rosa, Dorothee Kimmich und Peter Fauser
Freitag, 26. Oktober 2018
09:30–10:15
Aida Bosch: Zeithorizonte des Lebendigen, Zeithorizonte des Sozialen. Zur Spannung von Linearität und Rhythmik
10:15–11:00
Martin Repohl: Die Katastrophe der Zeit: Die Eigenzeit radioaktiver Kontamination am Beispiel von Swetlana Alexijewitschs „Tschernobyl – Eine Chronik der Zukunft“
11:00–11:30
Kaffeepause
11:30–12:15
Sebastian Köthe: Eigenzeiten der Isolation. Bezüge auf Folter in Zeichnung und Film
12:15–13:00
Georg Witte: Taktung, Ersetzung: Dingzeiten im sowjetischen Konstruktivismus
13:00–13:15
Schlussworte und Verabschiedung
Die Veranstaltung wird ausgerichtet vom DFG-Schwerpunktprogramm 1688 „Ästhetische Eigenzeiten. Zeit und Darstellung in der polychronen Moderne“ in Kooperation mit dem Institut für Soziologie, dem Seminar für Kunstgeschichte und Filmwissenschaft und dem Seminar für Indogermanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen.
Ansprechpartner:
Nicola Glaubitz (nicola.glaubitz@kwi-nrw.de), Samuel Strehle (samuel.strehle@uni-jena.de)